Wir sitzen entspannt zu dritt am Ufer der Elbe und genießen bei einem malerischen Sonnenuntergang den erstklassigen Sound der mobilen Box von unserem neuen Mitstreiter und gutem Freund Adrian, auch allseits bekannt als Adi. Einmal wieder liegen sehr ereignisreiche Tage hinter uns.
Mittwoch: Wir wachen in den vermutlich luxuriösesten und gemütlichsten Bett unserer gesamten Tour auf, unser Zimmer in dem Familienhaus unserer warmshower Gastgeber gleicht eher einem Hotelzimmer als einem Gästezimmer. An der Wand hängen umwerfende selbstgeschossene Fotos von den vielen Reisen, die Monika und Jirka in den letzten Jahren und Jahrzehnten unternommen haben.

Entsprechend der angenehmen Umstände spielen wir einfach mal Wochenende und frühstücken ganz gemütlich draußen auf der Terrasse. Der kleine Sohn Petr spielt neben uns im Sandkasten und beschenkt uns fortwährend mit selbsthergestellten Leckereien aus seinem Reich. Als wir uns zu Genüge satt gegessen haben spielen wir noch eine Runde Fußball mit ihm, was mit dem quitsch fidelen und aufgeweckten Petr ein großer Spaß ist. Wir merken kaum, wie die Zeit vergeht und machen uns erst gegen 12 Uhr mit vollgeladenen Rädern auf den Weg Richtung Stadt. Monikas und Jirkas Haus steht in einem kleinen Vorort Prags, umgeben von Feldern und Wäldern.

Jirka inklusive Peter im Fahrradsitz begleiten uns noch einige hundert Meter und geben uns einen goldenen Tipp für den Weg in die Stadt. Wir folgen ihrem Rat und kommen einmal mehr auf unsere Mountainbike-Kosten. Wenn man nicht wüsste, dass wir nur 10 km vor Prag durch einen dicht bewachsenen Wald mit Felsen fahren, könnte man denken wir befinden uns irgendwo im nirgendwo. Wir sind das erste Mal mit den voll beladenen Rädern in Freizeitklamotten unterwegs, ein ganz neues Gefühl von Freiheit.


Jirka hat uns nicht nur die tolle Route ans Herz gelegt, sondern uns auch noch einen Farbladen verraten, wo wir brennbares Terpentin finden. Ob es gut brennen wird, wissen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Weiter geht es entlang der Moldau Richtung Stadtkern, wo wir eine Essenspause in einem überteuerten Restaurant einlegen. Diese wird verlängert und genutzt fürs Blog schreiben, sodass wir uns von dort direkt mit unseren Rädern zu unserem neuen warmshowers host für die nächsten zwei Nächte in Prag aufmachen können.

Kamil kommt aufgrund seines Jobs um kurz nach vier nach Hause, wo wir ihn in seiner Wohnung antreffen. Seine Freundin Hana war schon ein wenig früher da und hat uns bereits freundlich Eintritt gewährt. Wir sind sehr dankbar unsere Räder nun an einem sicheren Ort zu wissen, da uns immer wieder von einigen Leuten vor der hohen Gefahr von Fahrraddiebstählen in Prag gewarnt wurden.

Kamil und Hana machen sich sogleich wieder los auf eine kleine Radtour zu einem nah gelegenen Freibad und fragen uns, ob wir sie begleiten wollen. Doch da wir nur noch den heutigen Nachmittag/Abend und den morgigen Tag zur Besichtigung Prags zu Verfügung haben, lehnen wir schon fast enttäuscht ab. Doch unser Alternativprogramm lässt auch nichts zu wünschen übrig. Auf uns wartet unter anderem die weltbekannte Prager Burg, die wir sowohl von Außen als auch von Innen bestaunen. Sie ist so riesig, dass in einem der Innenhöfe einfach noch eine ganz bescheidene Kathedrale ihren Platz gefunden hat. Damit ist sie die größte noch erhaltene geschlossene Burganlage der Welt.


Wir laufen einige Zeit durch die Stadt und die Zeit vergeht mal wieder schneller als man sich es wünscht. So kaufen wir nach einem vierstündigen Rundgang noch etwas Gemüse und Kartoffeln fürs Abendessen ein und begeben uns wie gewohnt bei Stadtrundgängen zu Fuß auf den Rückweg. Hana und Kamil sind schon wieder einige Zeit zu Hause als wir zurück kommen und so beginnen wir gleich mit dem Kochen für uns alle. Es wird ein geselliger Abend zu viert und wir haben uns bei guter Getränkeversorgung durch Kamil viel zu erzählen. So gehen wir wieder einmal ungewohnt spät (die Ungewohnheit wird so langsam schon fast zur Gewohnheit) zu Bett. Wir haben einmal mehr wieder einen super coolen warmshowers host gefunden, noch dazu durch unverschämtes Glück veranlasst.
Donnerstag: Vincent ist früh wach an diesem Morgen, da er unruhig geschlafen hat. Leon hingegen kriecht putzmunter aus den Federn. Der Abend gestern mit ungewohnt viel Alkohol, den wir beide nicht gewohnt sind, hat durchaus seine Spuren hinterlassen. Kamil und Hana sind früh zur Arbeit aufgebrochen, wohingegen wir uns viel Zeit lassen, bis wir endlich los kommen. Vincent hat sich fest vorgenommen heute seiner Frisur einen neuen Look zu verpassen, weshalb wir erst gemeinsam die Straße hinunter laufen und beim Friseur dann individuelles Programm beginnen, ähnlich wie in Wien, jedoch verabreden wir uns fürs Mittagessen bei einer der Synagogen in der Altstadt, die wir uns ansehen wollen.
Leon marschiert also weiter und macht einen Schlenker über einen nahe gelegenen Park, der in Treppen wieder auf der Hauptstaße mündet. Als er in einen der vollgestopften Fahrradläden schaut, kommt Vincent gerade heraus. Verwundert darüber erklärt ihm Vincent, dass der Friseur keinen Termin mehr frei hatte, weshalb er ein Stück weiter sein Glück versucht (nicht in dem Fahrradladen, in dem er sich plötzlich wieder fand – wie konnte das nur passieren?). Während Leon sich zu einem Bäcker auf macht um ein Frühstück zu kaufen – es ist bald Mittag – bleibt er stutzig an einer Kreuzung stehen, denn dort kommt ihm ein nichts ahnender Vincent entgegen… Er hatte wieder kein Glück und da ihm der dritte Friseur zu teuer ist, bei dem er vorbei schaut, gibt er es auf. Stattdessen läuft er zum ‚Eiffelturm‘ (so haben wir ihn getauft, da er gewisse Ähnlichkeiten mit dem Türmchen in Paris aufweist) der auf einem der Hügel steht und von dem sich eine enorme Aussicht erstreckt.



Insgesamt bleibt er weiter auf der Seite der Stadt, in der wir uns gestern auch aufgehalten haben. Leon läuft unterdessen ziellos durch die Straßen der Altstadtseite und schaut sich die unglaublichen Häuserfassaden und anderen beeindruckend schönen Gebäude an. Dazu zählt allerdings nicht der Fernsehturm, zu dem er eher aus Versehen gelangt.

Am besagten Treffpunkt sind wir beide dann mehr oder weniger pünktlich und kaufen uns ein Mittagessen an einem der Straßenstände. Wir laufen gemeinsam zum Hauptplatz in der Altstadt zurück, wo Leon erneut vor der Nationalgalerie stehen bleibt. Schon vorhin hat er davor gestanden und überlegt, welche Ausstellung er sich ansehen soll. Er entscheidet sich schließlich für Gerhard Richter, obwohl die anderen Künstler (zum Beispiel Andy Warhol) auch sehr verlockend waren…


Danach gesellt sich Leon wieder zu Vincent, der seine Füße im nahen Franziskanergarten ausruht und wir verbringen einige Zeit dort mit Lesen, entspannen und mal wieder Blog schreiben. Da es sich dem Abend zuneigt, laufen wir zurück zu Kamils und Hanas Wohnung. Unterwegs schauen wir beim selben Supermarkt vorbei wie gestern und Leon verarbeitet das Gemüse und die Nudeln zu einem schmackhaften Abendessen.
Vincent lehnt sich währenddessen keineswegs zurück, sondern schnappt sich sein Fahrrad und fährt zum Busbahnhof in der Innenstadt und holt dort Adi ab, der nach über 10 Stunden Busfahrt mit seinem Rad im Gepäck zu uns stößt. Die nächsten Etappen werden wir zu dritt unterwegs sein! Eine sehr willkommene Abwechslung.

Kamil und Hana sind in der Zwischenzeit nach Hause gekommen und plaudernd, essend und mit etwas hochprozentigem verbringen wir den letzten Abend in Prag. Hana schreibt einen neuen Satz in das Anne-Frank-Tagebuch, welches nun fast vollständig ist…

Freitag: Nachdem wir uns von Hana und Kamil verabschiedet haben putzt leon sogar das Treppenhaus noch ein wenig (da leider eine Flasche runtergefallen und geplatzt ist).
Anschließend holt Vincent uns erst einmal Frühstück, kommt aber erst nach einer ganzen Weile von der großen Auswahl und Anzahl an Leuten ganz schockiert zurück. Zur Beruhigung suchen wir uns einen kleinen Park und genießen zu dritt die große Auswahl an Brot und Brötchen die Vincent erbeutet hat.

Mit gefüllten Mägen machen wir uns auf den Weg und müssen erstmal eine kleine Etappe mit großer Steigung überwinden.
Zur Belohnung erwartet uns oben eine ganze Reihe an Kirschbäumen mit saftigen, roten und reifen Kirschen.

Wir machen uns sofort daran unseren Appetit zu stillen und einige Kirschen in einer Tüte zu sammeln. Nachdem die Tüte voll ist und wir uns erst mal satt gegessen haben geht es schweren Herzens weiter. Um der Versuchung noch mehr zu essen zu wiederstehen müssen wir unsere Blicke abwenden. Aber bei dem letzten Baum wird Adi schwach und nimmt sich doch noch eine letzte Kirsche. Einige Kilometer weiter bemerkt Adi, dass er in seiner Euphorie über die Kirschen seine Brille verloren hat. Aber das Problem ist schnell gelöst, beim nächsten Einkauf findet er eine neue Brille. Zur Mittagszeit gibt es Müsli und die gesammelten Kirschen.

Mit diesen veranstalten wir anschließend ein großes Kirschkernziel- und weitspucken unter dem Vincents Fahrrad ein wenig zu leiden hat da die darauf abgelegte Sonnenbrille als Ziel fungiert. Nachmittags/abends stoßen wir auf die Elbe und gehen, als wir eine geeignete Stelle finden kurz entschlossen baden.

Nachdem wir noch einige weitere Kilometer gefahren sind finden wir eine super Stelle zum campen. Der Platz liegt direkt an der Elbe, es gibt eine Schaukel, einen Tisch mit einem Stuhl sowie ein Plumsklo. Also bestens ausgestattet!
Nachdem wir unsere Zelte aufgebaut haben macht Vincent Gemüse mit Bulgur. Es schmeckt ausgezeichnet.
Nach dem Abspülen lassen wir den Tag mit ein wenig Musik und ein paar Keksen ausklingen und genießen den spektakulären Sonnenuntergang.
P.S. Dieser Blogbeitrag wurde zum ersten Mal durch einen anderen Autor bereichert, unseren Neuzugang Adi. Wir freuen uns sehr, dass uns dadurch etwas Arbeit erspart bleibt. Danke an den dritten in unserem Bunde!